Betrug über eBay Kleinanzeigen:
AG Solingen verurteilt Sparkasse zur Erstattung nicht autorisierter Zahlung
Ein weiteres Urteil zugunsten von Verbrauchern bei Online-Banking-Betrug
Das Amtsgericht Solingen (Az. 9 C 55/23) hat entschieden: Die Stadt-Sparkasse Solingen muss einer Kundin 628,90 Euro erstatten, die durch einen Phishing-Betrug über eBay Kleinanzeigen von ihrem Kreditkartenkonto abgebucht wurden. Die Klägerin wurde Opfer eines raffinierten Betrugs, bei dem Kriminelle eine gefälschte Banking-Website nutzten, um an ihre Kreditkartendaten zu gelangen.
Hintergrund des Falls
Die Klägerin bot über eBay Kleinanzeigen Konzertkarten zum Verkauf an. Ein angeblicher Käufer kontaktierte sie per WhatsApp und überzeugte sie, die „Sicher-Bezahlen-Funktion“ von eBay zu aktivieren. Daraufhin erhielt sie eine SMS mit einem Link zu einer täuschend echten, aber gefälschten Website der Sparkasse. In gutem Glauben gab sie dort ihre Kreditkartendaten ein und bestätigte in der S-ID Check App eine Änderung der Registrierung – in Wirklichkeit ermöglichten die Betrüger so den Zugriff auf ihr Konto.
Am 21.07.2022 wurde der Betrag von 628,90 Euro abgebucht. Die Klägerin bemerkte den Betrug sofort und reklamierte die Zahlung bei der Sparkasse, die jedoch eine Rückerstattung verweigerte.
Das Urteil: Keine grobe Fahrlässigkeit der Kundin
Das AG Solingen entschied zugunsten der Klägerin und verurteilte die Sparkasse zur Erstattung der nicht autorisierten Zahlung. Wichtige Punkte des Urteils:
- Kein grob fahrlässiges Verhalten der Kundin: Die Klägerin hatte keinen Anlass, an der Echtheit der Seite zu zweifeln, da sie eine scheinbar offizielle Nachricht erhielt und eBay Kleinanzeigen tatsächlich eine Bezahlfunktion anbietet.
- Fehlende Schutzmaßnahmen durch die Sparkasse: Die Bank hätte sicherstellen müssen, dass eine solche Änderung nicht ohne weitere Sicherheitsmaßnahmen möglich ist.
- Schwache Sicherheitsmechanismen der App: Die S-ID Check App zeigte lediglich eine technisch formulierte „Registrierungsänderung“ an, ohne die Tragweite der Freigabe deutlich zu machen.
Was bedeutet dieses Urteil für Bankkunden?
Das Urteil bestätigt erneut, dass Banken eine erhebliche Verantwortung für die Sicherheit ihrer Online-Banking-Systeme tragen. Insbesondere müssen sie:
- Sicherheitswarnungen deutlicher gestalten, damit Kunden Betrug leichter erkennen.
- Transaktionsüberwachungen verbessern, um untypische Zahlungen schneller zu stoppen.
- Sofortige Push-Benachrichtigungen bei kritischen Kontoänderungen einführen.
Fazit: Kunden müssen sich nicht alles gefallen lassen
Wenn Banken unrechtmäßig eine Rückerstattung verweigern, sollten Betroffene ihre Rechte prüfen lassen. Dieses Urteil stärkt Verbraucher und zeigt, dass Gerichte im Zweifel zugunsten von Betrugsopfern entscheiden.
Sind Sie ebenfalls Opfer eines Online-Banking-Betrugs geworden? Lassen Sie sich rechtlich beraten – wir helfen Ihnen gerne weiter!
Das Urteil können Sie hier abrufen: 9_C_55_23_AG_Solingen__Anonym